“Hilfe, Hotel Mama sabotiert meine Fitness!” – das ist das heutige Thema der Serie “Fitness Saboteure” des STRONG Magazines. Heute geht es um Nele, die nach ihrem Studium gezwungenermaßen wieder ins Hotel Mama zurückziehen musste und seitdem 7 Kilo zugenommen hat. Vielleicht geht es ja der ein oder anderen von Ihnen genauso wie Nele!? Im Folgenden Lesen Sie ihre Geschichte und unsere Antworten. Wenn auch Sie mit so genannten “Fitness Saboteuren” zu kämpfen haben oder nicht wissen, wo der Fehler bei Ihrer Ernährungsweise oder Ihrem Training liegt, dann schreiben Sie uns eine Mail an leserbriefe(at)strong-magazine.com. Wir freuen uns auf Ihre Geschichte!
Hilfe, Hotel Mama sabotiert meine Fitness – Neles Geschichte:
Hallo Nicolette,
ich bin Nele und bin nach dem Abitur in ein kleines Städtchen gezogen, um endlich mein eigenes Leben zu führen und raus von zu Hause zu kommen. Nach 2 Jahren hatte ich meine Ausbildung beendet und bin zum Studieren ungeplanter Weise wieder in meiner alten Heimat und damit wieder im Hotel Mama gelandet.
Das.bringt.mich.um.
Es ist nicht nur die mir mittlerweile so lieb gewordene Privatsphäre, die mit 4 Schwestern nicht vorhanden ist, nein, es ist vor allem das Essen, das überall herumsteht und scheinbar weggeschmissen wird, wenn ich es nicht esse, so habe ich oft das Gefühl.
Diese ganzen bescheuerten Tipps von wegen “hey, wenn du nichts Süßes essen willst, kaufe es einfach nicht” ist für Leute, die in einer Gemeinschaft wohnen viel leichter gesagt, als getan. Da ist es damit nicht getan, sich etwas einfach nicht zu kaufen. Es ist ja trotzdem da.
Meine Mama bringt zum Beispiel neben 10 Nutella-Gläsern oder 15 Packungen Kinder Bueno, wenn sie im Angebot sind (das Großfamiliendenken bekommt eine Mutter auch bei längst erwachsenen, selbstständigen Kindern nicht aus dem Kopf) ständig Gebäck von der Arbeit mit, das übrig geblieben ist und tagelang vor sich hin vegetiert. Von niemandem gesehen. Außer von mir natürlich. Ich habe 7 Kilo zugenommen (54-61), es ist die Hölle für mich. Ich schaffe es einfach nicht, das Essen meiner Familie zu ignorieren – oder das gemeinsame Beisammensein – und einfach mein eigenes Ding zu machen bzw. zu kochen. Am Ende esse ich dann mein Gekochtes und die Brownies, die da einfach so rumstehen. Ich bin verzweifelt und niiiemand behandelt dieses Thema.
Zusätzlich habe ich durch das Studium unzählige Freunde, wodurch ich jeden Tag irgendwo zum Essen eingeladen bin und kaum noch dazu komme, mein eigenes Essen zu essen.
Auf den gesellschaftlichen Aspekt wird in der vorhandenen Literatur viiiel zu wenig Rücksicht genommen.
Natürlich klappen alle tollen Tipps zum Abnehmen, wenn man alleine wohnt und keine Freunde bzw. einen geregelten Arbeitsablauf hat.
Bitte bitte bitte bitte hilf mir!
Ein verzweifelter neuer Fan 😛
Hi Nele,
vielen Dank für Deine Geschichte und Dein Vertrauen!
Ich bin voll bei Dir. Mütter kümmern sich einfach immer viel zu gut um einen – zumindest meinen sie, dass sie es mit tollem Essen und Süßigkeiten tun. Dass es uns dadurch langfristig gesehen aber nicht wirklich gut geht, verstehen sie oft nicht, denn traditionell gesehen, bedeutet „Essen machen für die Kinder“, dass man sich um sie gut kümmert.
Meine Mutter hatte auch immer eine Süßigkeitenschublade am Start, die es bis heute gibt (für den Fall, dass ich mal spontan zu Besuch komme ;-)) und mein Papa kauft immer extra Schokoschaumküsse und Haribos wenn er weiß, dass ich komme (harrr).
Bei mir war es damals so, dass ich nach meinem Abi direkt nach Hamburg gezogen bin, wo ich auch heute noch wohne. Und wie Du auch schon sagst, ist es wesentlich leichter sich gesund zu ernähren, wenn man alleine wohnt und alleine entscheiden kann, was man einkauft.
Es gab aber mal eine Zeit, wo ich für 6 Monate wieder zurück zu meinen Eltern gezogen bin und ich da vor genau dem gleichen Problem stand wie Du. Ich hatte vorher bereits totale Panik, dass ich von Mamas Essen wieder zunehme und das hat mich tierisch unter Druck gesetzt. In den ersten zwei Wochen habe ich ständig versucht um ihr Essen „herumzukommen“ – heisst: ich habe mir Ausreden ausgedacht (Bauchschmerzen, Termine außerhalb, habe schon gegessen oder „ich möchte gerne mal ein neues Rezept ausprobieren“-Ansagen) – jedoch wurde ich dann doch ständig sabotiert durch diese Haribos (einmal auf Zucker, immer auf Zucker und man kommt schwer davon wieder los) – was dazu führte, dass auch ich immer unglücklicher wurde.
Dann gab es irgendwann einen Schlüsselmoment. Mama und ich in der Küche vor der Entscheidung was es zum Abendessen gibt. Ich: Salat mit Huhn? Sie: Aber das mag Papa nicht, ich mache lieber Sauerbraten – uff.
Als ich dann das Gesicht wieder verzog fragte sie mich:
Was ist los? Magst Du das nicht?
Ich: Doch aber ich will verdammt noch mal nicht fett werden!!!
Und ich fing an zu heulen. Meine Mutter hat in dem Moment gar nichts kapiert, bis ich anfing mein Kopfkino rauszulassen. Was ich damit meine: Ich habe meine innere Stimme rausgelassen. Die Stimme die Dir ständig dieses schlechte Gewissen vermittelt. Ich habe meiner Mutter also offen und ehrlich gesagt was in mir vorgeht und dass ich mich einfach schlecht fühle wenn ich ungesund esse und mich dick fühle.
Was ich nicht erwartet habe: Meine Mutter reagierte plötzlich komplett anders, weil sie verstanden hat, dass sie mit ihrem Essen – obwohl sie es gut meint – nicht wirklich etwas Gutes für mich tat und dass sie mir viel mehr helfen kann, wenn sie mit mir kooperiert!
Ich habe ihr gesagt, dass ich gerne gesünder essen möchte – sei es ich koche meine eigenen Sachen oder wir essen alle das gleiche gesunde – und dass ich gerne ihre Unterstützung dafür haben möchte (und die der anderen auch) – Respekt dafür und Verständnis also.
Somit stellte ich Regeln auf:
- keine Süßigkeiten mehr einkaufen bzw. nicht mehr soviel. Wenn für die Anderen, dann sollen sie versteckt sein und mir auch bitte nicht angeboten werden!
- Ich koche selber und kaufe mit meiner Mutter zusammen oder selber ein.
- Ich muss mich nicht an die Essenszeiten der anderen halten, ich esse wann ich möchte.
Ich habe also meine (Fitness)Pläne öffentlich gemacht und alle um Support gebeten – wo ich zuvor mit Spott gerechnet habe bekam ich plötzlich Verständnis und Support – weil meiner Familie war es ja wichtig, dass es mir gut geht!
Genauso habe ich es mit meinen Freunden beim Ausgehen gemacht: Ich habe ihnen gesagt, dass ich gerade auf meine Ernährung achte, weil es mir nicht gut geht. Und auch sie haben verstanden, weil es ja meine Freunde waren. Außerhalb habe ich dann bessere Entscheidungen getroffen bei der Wahl der Gerichte: Mehr Fleisch und Fisch Gerichte gewählt und die Pommes abbestellt und durch Gemüse ersetzt – das geht fast in jedem Restaurant!
Für den sonntäglichen Kaffee habe ich meine eigenen Kuchen gebacken und zwar als Low Carb Variante – ja das geht! Ist super, es gibt tausende Rezepte für gesunde Süßigkeiten! Hier habe ich ein paar davon schon gepostet: Low Carb Süßigkeiten
Zudem habe ich versucht mir regelmäßige Sporteinheiten einzubauen. Ich weiß jetzt nicht wie da die Lage bei Dir ist (Zeit? Welchen Sport machst Du? Bist Du im Gym angemeldet?) und ich bin mit Papa regelmäßig zusammen Rennrad gefahren und habe in meinem alten Schwimmbad (in dem wo ich damals zur Schule gegangen bin) regelmäßig Bahnen gezogen und bin super viel spazieren gegangen (hängt natürlich auch von deinem aktuellen Tagesablauf ab).
Also zusammengefasst rate ich Dir: lege Dein Kopfkino offen und bitte Deine Familie um Unterstützung. Du wirst sehen, Mütter wollen immer das Beste für ihre Kinder und wenn es das ist was sie glücklich macht, dann sind sie die ersten die das Steak mit Gemüse in die Pfanne hauen 😉
ich hoffe ich konnte Dir mit meiner Antwort weiterhelfen!?
#StaySTRONG
Viele liebe Grüße
Nicolette
Hallo Nicolette,
wow, das hätte ich nicht gedacht, dass auf so eine auch relativ muffelige Mail eine so tolle und ausführliche Antwort kommt von jemandem, der zur Abwechslung ansatzweise meine Lage sieht und das nicht als “First-World-Problem” oder Ähnliches abtut.
Ich bin in einer absoluten Pädagogenfamilie groß geworden, glaub mir: hier wird ALLES ausdiskutiert und zerredet.
Als ich meinen Ausbruch hatte, war Mama auch ganz auf meiner Seite. Sie macht selbst seit einigen Monaten unglaublich viel Sport, sieht aus wie ein Model, das ist schon toll! Sie hält ihr Leben lang schon Diät und hat längst gelernt, mit den ganzen “Zuwinkern” im Haus, wie ich solche Süßigkeiten und Kram gerne nenne, umzugehen.
Nun habe ich nichts desto trotz eine ganz typische Sandwichkind-Rolle in der Familie. Das heißt, vor allem meine Schwestern sind es gewöhnt, dass ich immer wieder mit irgendwas am Hadern bin im Leben, mir nie so sicher mit allem bin, wie sie vielleicht. Immer wieder ins Stocken gerate, reflektiere, scheitere, weitermache, reflektiere u.s.w..
Meine Schwestern sind das Thema Essen glaube ich Leid, vielleicht auch, weil ich es nicht schaffe, ihnen adäquat meine Situation zu schildern bzw. sie nicht sehen, wie sehr mich das tatsächlich belastet. Was ist auch schon dabei, so denken sie…
Sprüche wie “du machst aber auch aus einem Problem eins, das keins ist” oder “dir kann man’s aber auch nicht recht machen”
oder Ähnliches sind bei mir Alltag. Vermutlich auch, weil meine Schwestern eher das Gegenteilige Problem haben, genug essen zu müssen, möglichst kalorienreich. Anne hat diese doofe Angewohnheit, immer einen Happen übrig zu lassen auf ihrem Teller. Das verträgt sich natürlich hervorragend mit meinem Zwang, alle Reste aufessen zu wollen. Ich glaube, meine Schwestern sind es erfahrungsbedingt Leid, immer auf mich Acht geben zu müssen, immer aufpassen zu müssen usw.
Sind wir ehrlich: selbst, wenn Mama tatsächlich nicht mehr einkaufen gehen würde, könnten wir noch MONATE!! (Das ist nicht übertrieben) allein aus unseren Vorräten und Tiefkühlbeständen zehren. Meine Mama hatte in meiner Ausbruch-Situation zwar Verständnis für mich und ich bin mir sicher, alle wollen mich unterstützen, doch ist es zu schwer für alle Beteiligten, glaube ich.
Zumindest steht da immer etwas auf der Ablage bereit, wenn ich in die Küche gehe. Meistens irgendwelches Brotzeug, Gebäck, usw. weil es da nun mal seit jeher aufbewahrt wird. Manchmal Süßes, Reste von irgendwelchem Essen und immer wieder werden neue Süßigkeiten gekauft. Dabei noch nicht mal immer wieder das gleiche, nein, meine Mama ist trotz jahrelanger Diät selbst ein Schleckermaul und liebt es, den “neuesten Schrei” aus Lidl, Aldi und Co. süßigkeitentechnisch auszuprobieren/mitzubringen. Das wird nicht aufhören.
Das zu sehen, dass ich hier gegen Windmühlen kämpfe, war ein Schritt. Der nächste – dieser – ist es, damit leben zu lernen.
Ich weiß nicht, wie. Vor ein paar Wochen – ich hatte gerade vorlesungsfrei – habe ich es nicht mehr geschafft. Ich habe meine sieben Sachen gepackt und bin gefahren. Ein paar Tage campen, bis ich mich schließlich bei einem Freund in meiner alten (Wahl-)heimat wiedergefunden habe. 2 Wochen habe ich bei ihm gewohnt, 4 Kilo abgenommen.
Mein Sportprogramm mache ich sehr gerne, das hilft auch etwas. Nicht für den Gewichtsverlust, den mache ich mit emotionalen Fressattacken ja sowieso immer wieder zunichte, aber für mich ist es hilfreich. Ich mache hochintensive Bodyweight- und Cardio-Workouts mit Freeletics. Jeden Tag.
Ich bin seit einigen Tagen wieder zu Hause. Die Fressattacken sind wieder da. Die 4 Kilo wahrscheinlich auch, ich weiß nicht genau. Traue mich nicht, mich auf die Waage zu stellen. Ich bin allein. Ich muss hier weg. Ich kann nicht mehr.
Danke für deinen Beistand. Ich habe das Gefühl, mit niemandem reden zu können.
Schönes Wochenende,
Nele
Ohne Scheiss Nele: Du musst da raus! Auch wenn es Deine Family ist – derzeit sind sie Energievampire für Dich. Du bist da in einem goldenen Käfig den Du gerade in Deiner aktuellen Situation nicht händeln kannst.
Ich bin damals auch aus diesen Gründen ausgezogen und habe mich auch von gewissen Freunden getrennt wo ich merkte, dass sie mir nicht gut tun (z.B. gewisse Freundinnen treffe ich heute nur noch tagsüber um zu vermeiden, dass ich abends zu viel Alkohol trinke und zu viele Kippen rauche) – das hat nix damit zu tun, dass Du nix mehr mit Deiner Familie zu tun haben möchtest aber Du jetzt einfach zu Dir finden musst.
Darf ich fragen wie alt Du bist? Bei mir war diese Phase als ich ca. 22/23 war. Exakt die gleichen Issues.
Sonntag noch „Ich mache jetzt strikt Low Carb“ und Montag Abend bestellt man sich ne Pizza, weil Mama eingeladen hat und „man ja diese tolle Parma/Ruccola Pizza bei Piccolo unbedingt essen muss“ #fuck.
Es ist so ähnlich wie mit Rauchern: Es gibt diejenigen die können mal ab und zu eine rauchen oder die, die entweder hardcore schmökern oder komplett aufhören müssen. Jeder ist da anders. Mit dem „gesunden essen“ ist es eine Sache des Trainings – es geht darum Gewohnheiten langfristig umzustellen. Das führt dann am Ende optimaler weise dazu, dass Du die rumstehenden Süßigkeiten gar nicht mehr siehst!
Dazu bedarf es aber eine Umstellungsphase, in der Du optimaler Weise nicht gestört wirst und von der Spur gebracht wirst. Das einprägen von neuen Gewohnheiten beginnt i.d.R. nach 2 bis 4 Wochen, danach kommt die Festigungsphase.
In Deinem konkreten Fall: besteht die Möglichkeit, dass Du in eine WG ziehst? Diese sollte möglichst weit weg sein von Deinen Eltern, sodass man eben mal nicht kurz Kuchen vorbei bringen kann – Du musst Dich nämlich jetzt erstmal finden!
Ich vermute Du bist auch um die 20 – das ist die wichtigste Phase/der Übergang! Man ist orientierungslos und wenn man dann dazu noch ständig von Eltern/Geschwistern abgelenkt/ gestört wird kannst Du Dich nicht finden!
Klingt jetzt kitschig Nele aber es ist Zeit, Dich selbst zu heiraten!
…aber die Energievampire sind nicht eingeladen, denn es ist eine Party nur für Dich alleine. Go for it Girl!
Alles liebe
Nicolette
Hallo Nicolette,
ich bin gerade aufgewacht, weil ich aufs Klo musste und habe jetzt doch nochmal ins Postfach geschaut, weil ich hoffte, dort schon wieder eine Mail von dir zu finden und es ist krass: du bist eine unglaubliche Energiequelle für mich! Ich danke dir wahnsinnig für deinen positiven Support und weißt du was? Genau diese Erkenntnis ist mir auch gekommen, nachdem ich meine letzte Mail an dich abgeschickt und nochmal gelesen hatte.
Ich bin eigentlich niemand, der sich lange in seiner komfortablen Opferrolle ausruht, aber in dieser Situation habe ich lange keinen Ausweg gesehen. Ich habe immer gedacht, ich müsse damit leben lernen, es führe kein Weg daran vorbei, noch drei Jahre oder so während meines Studiums hier zu leben, was eigentlich überhaupt nicht unbedingt stimmt.
Klar wird es schwer, während des Studiums noch eine Arbeit aufzunehmen, mit der ich mir optimalerweise eine kleine Wohnung leisten kann. Genau das ist jetzt mein Ziel. Mein Traum. Meine Vision, es tut soooo gut, wieder eine zu haben!
Dafür werde ich jetzt kämpfen. Nicht umsonst habe ich bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Beruf, der mir Spaß macht und mich erfüllt wie nichts Anderes. Da muss doch was zu machen sein 😉 Ich werde mich gleich morgen an meine Bewerbungen setzen, vielleicht hält mich das ja auch etwas vom Essen ab haha. Ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll, wie du mich unterstützt und wie viel es für mich bedeutet, dass du dich meiner annimmst, Nicolette!
Im Moment lebe ich in einer Welt gefüllt von Menschen, dir mir immer sehr viel nehmen, Energie rauben und ich bin meistens zu “lieb”/dumm, Nein und Stopp zu sagen. Da tut es sehr gut, zu sehen, dass es auch anders herum laufen kann.
Vielen Dank, Nicolette, du bist mir eine wahnsinnige Bereicherung und ich hoffe, mich dafür irgendwann revanchieren zu können! Jetzt heißt es für mich erstmal, wieder Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen und wieder zu träumen und zu leben. Japs, ich werde am Montag 22 🙂
Gute Nacht und einen schönen Sonntag,
Nele
Liebe Nele,
es freut mich total Dir helfen zu können und Deine Entscheidung ist genau die Richtige. Weisst Du, das mit dem Essen ist nicht das Problem es sind die äußeren Umstände. Es geht jetzt um Deine Entwicklung und auch darum sich abzukapseln. Das ist super wichtig, aber natürlich auch sehr schwer.
Ich hatte wie gesagt als ich 22 war genau die gleiche Situation mit meinen Eltern. Da gab es einmal einen lauten Knall, ich habe mich gestritten und mein Vater hat über einen Monat nicht mehr mit mir gesprochen – letztendlich war es aber das Beste was ich machen konnte:
Ich habe gesagt: Lasst mich los, denn nur dann kann ich wieder näher bei Euch sein!
Ich habe heute dazu für Dich auch noch mal recherchiert und einen interessanten Podcast gefunden. Hör Dir das mal an: „Narzissmus und Bindungsangst“ von Mauro Buttler
Der Typ redet zwar etwas cheesy und ist meiner Meinung nach etwas zerstreut, aber er bringt ganz essenzielle Infos. Hör am Besten als erstes Folge 3 (die geht 1 Std.) – melde Dich mal wieder wenn Du weiter bist oder irgendeine Frage hast oder ggf. auch unseren Leserinnen etwas mitgeben möchtest!
Ich freue mich von Dir zu hören!
Viele liebe Grüße
Nicolette
P.S.: Eine Frage habe ich noch: Dein Thema ist meiner Meinung nach eins was viele Ladies betrifft. Wäre es für Dich in Ordnung, wenn ich daraus einen Artikel auf STRONG veröffentliche?
Hallo Nicolette,
ich fühle mich geehrt und finde, dass ist das Mindeste, was ich dir als Gegenleistung anbieten kann, gerne alles zu veröffentlichen, wonach du dich fühlst! Ich habe noch nirgendwo einen Artikel zu diesem Thema gefunden, da wirst du ein echter Vorreiter sein und vielen Mädels aus dem Herzen sprechen, die sich bisher einsam mit diesem Problem gefühlt haben, hoffe ich! Das ist bestimmt für mich auch nochmal motivierend, mich wirklich auf den Weg zu machen.
Ich habe morgen Geburtstag und eliminiere als Vorbereitung für mein nächstes Lebensjahr gerade sämtliche Energieräuber, wie du es gerne nennst! Dazu zählen Kontakte, die sich im letzten halben Jahr einfach so ergeben haben, ohne mein selbst bestimmtes Zutun. Außerdem einen schlauchenden Nebenjob, der zwar gut Kohle bringt, den ich aber eher meiner Mama zuliebe angenommen habe, statt mich selbst um einen interessanten Job zu bemühen.
Ein Energieräuber fehlt jetzt noch. Es ist ein Mann. Eine Art lockeres Verhältnis, das ich nach meiner Trennung im Januar eingegangen bin, statt erstmal wieder zu mir zu finden. In meinem Alter bieten sich alle möglichen Dates immer einfach an,
da muss ich erst lernen zwischen “will ich” und “will ich nicht” zu unterscheiden.
Mit der Zeit wurde es immer ernster zwischen uns beiden und ich mag ihn auch sehr, bin vielleicht auch etwas verknallt, wer weiß. Aber eigentlich will ich im Moment gar keinen Mann, keine Dates, keinen Sex. Ich werde mir jetzt endlich die Zeit nehmen, die Trennung von meinem ersten wunderbaren Freund zu verarbeiten (ich habe mich getrennt, nachdem ich wieder hier her gezogen war. Konnte einfach nicht mehr in meinem “alten” und “neuen” Leben gleichzeitig leben, wir haben nach wie vor ein unglaublich gutes Verhältnis. Zum Glück. Er ist ein Mensch, auf den ich nie im Leben mehr verzichten könnte, im Gegensatz zu meiner neuen Bekanntschaft :P).
Es ist so toll, wie klar ich die Dinge plötzlich dadurch sehe, dass ich dir schreibe 🙂
Falls ich deinen Lesern etwas mit auf den Weg geben könnte, wäre das mein Fazit:
Mir ist bewusst, dass sich nicht ab morgen plötzlich wieder alles zum Guten wenden wird. Die emotionalen Fressattacken werden erstmal ein Teil meines Lebens bleiben. Und ich werde auch noch eine Weile hier wohnen bleiben, bis ich eine passende Einkommensquelle gefunden habe.
Mir ist auch bewusst, dass es nie wieder so wird wie früher, was mir im Moment fast am meisten Angst macht.
- Was, wenn ich nie wieder so dünn werde wie früher?
- Nie wieder glücklich?
- Mich auch in meinem neuen Leben noch einsam fühlen werde und trotzdem keine Nähe zulassen möchte?
Diese Fragen geistern in meinem Kopf herum, werden aber nach und nach verstummen, sobald ich mich auf den Weg mache und diesen Weg Schritt für Schritt gehe. 1 Schritt vor, 2 zurück, 2 Schritte vor, einen Zurück, bis es kein Zurück mehr gibt. Die Antwort auf diese Fragen habe ich selbst in der Hand. Das ist es, was wir 20ies Mädels verstehen müssen, glaube ich.
Unser Leben bestimmt uns nicht, sondern wir bestimmen unser Leben. Ab heute. Für immer.
Wir leiden niemals umsonst, solange wir weitermachen. Wir können nur wachsen und sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass alles immer beim Alten bleibt. In unserem Alter verändern sich die Dinge Schlag auf Schlag, dafür müssen wir bereit sein und offen und in jedem Fall frei 🙂
Ich werde dich weiter auf dem Laufenden halten und vielleicht irgendwann beginnen, meinen eigenen Blog zu schreiben,
denn hey, ich bin 22! Uns Mädels gehört die Welt oder? 🙂
Ich wünsche dir einen tollen Restsonntag,
bis bald und Danke für alles,
Nele
Wenn auch Du uns Deine Geschichte erzählen möchtest, dann schreib uns: leserbriefe(at)strong-magazine.com