Ich habe mir einen Personal Trainer genommen und das ist auch gut so. Leute, ehrlich mal – das ich diesen Satz mal aufschreibe UND er der Wahrheit entspricht hätte ich nie gedacht.
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Ich habe mir einen Personal Trainer genommen und das ist auch gut so!
Da ich selber lange in einem Fitnessstudio gearbeitet habe, bekam ich aus Reihe 1 mit, wer zu der Kundschaft gehört und dass ich in dieser Liga definitiv nichts zu suchen habe. ABER ich empfand es immer – nach einem Personal Cook – als den besten Luxus, den sich jemand leisten kann. Denn egal wie hart man trainiert, mit einem Trainer an der Seite schafft man plötzlich doch noch drei Wiederholungen mehr. Argh, es ist immer der Kopf, der streikt. Nicht etwa die Kraft…
Nun muss man dazu sagen, dass ich eigentlich ein absoluter Sport-Autist bin. Ich meide Kurse und ich habe nicht mal einen Trainingspartner – außer meiner Playlist! Und dennoch juckte es mich in den Fingern, mal über meine Grenzen zu gehen und aus meiner Comfortzone auszubrechen. (Okay, DAS und weil einer der Trainer im Studio optisch eine glatte 1 war. (C´mon, Ladies – das ist on top auf jeden Fall ein unschlagbares Argument!)
Es war ein Dienstagabend im Studio als ich IHN ansprach und mich danach erkundigte, was „er“ kostet. Wir stellten schnell fest, dass wir gleich alt sind (also 32) und das machte die Situation noch komischer, ihn eventuell zu bezahlen. Andererseits fühlte ich mich aber auch tierisch erwachsen. Ähnlich wie damals, als ich auszog, und das erste Mal einen Wocheneinkauf im Supermarkt erledigte…Komischer Vergleich aber Sie kriegen meinen Punkt sicher!
Er war mir auf Anhieb sympathisch und auch aus der Nähe äußerst ansehnlich, haha.
„Was ist denn Dein Ziel, Inga?“
Puh, schwierige Frage. Was mein Ziel ist? Ich sagte
„Ich will stark sein, ohne dass es mir jemand ansieht!“
Er schaute mich verwundert an und schlug vor, einfach mal probeweise miteinander zu trainieren. Wir verabredeten also einen Termin und ab da war ich AUFGEREGT! Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Ich hasse Small-Talk, ich mag Sport nur alleine und außerdem möchte ich mir vor einem Pro nicht die Blöße geben, eventuell nicht optimal zu performen! „INGA! CHILL!“, sagte ich mir selber Mantra-mäßig.
Was soll ich sagen? Ich rannte am nächsten Tag in den Nike-Store und kaufte mir ein neues Oberteil. Wenn Sie jetzt mit dem Kopf schütteln, dann ganz klar zu Recht. #schönbescheuert würde das Hashtag dafür lauten. Ich zog mich also abends im Studio um und da kam er mir schon mit einem Balisto in der Hand (so was ISST der???) entgegen und grinste. Ich auch – aber eher panisch als herzlich. Schnappatmung in der Umkleide und ein letzter Check des Nude-geschminkten Gesichts (jahaaa, ich weiß, aber ich erwähnte doch, dass er gut aussah, oder?).
Eine halbe Stunde sprachen wir erst mal über mich, meinen Job, meinen Kühlschrank, meinen sportlichen Lebenslauf, etc.! Ich hätte am liebsten fünf Stunden weiter gequatscht, da ich so eine Panik vor dem Training hatte. Aber nix da – ich blieb nicht verschont! Und ehe ich mich versah, hingen meine Knöchel in den Schlaufen eines TRX, ich streckte ihm meinen Allerwertesten entgegen und begann, Liegestütze zu machen.
„Po höher, Inga! HÖHER!“
Als ich nach 15 Wiederholungen auf den Boden sank, hört ich ihn nur leise sagen
„ICH zähle. Weiter.“
Okay, DAS fand ich gut! Im Schweiße meines Angesichts bekam ich Befehle von einem Mann – und er wusste, was er tat. Wann passiert einem das schon mal? Es ging weiter mit dem Rope, Kettlebells und Stabi-Übungen mit Medizinbällen. Ich tropfte. Meine Mascara lief formschön meine Wangen hinunter, mein feuchtes Haar klebte orientierungslos in meiner Stirn, mein nasses Top machte den Blick auf den pinken Sport-BH frei und ich hätte mich nicht unfitter/unattraktiver fühlen können als in diesem Moment! Er hingegen grinste mich an und sagte „Super, das lief doch gut!“ Gut? GUUUT? Komisch war, dass ich ihn im gleichen Moment verfluchte wie ich ihn aber auch heilig sprechen wollte! So viel hatte ich aus meinem Körper schon lange nicht mehr rausgeholt und ein Runners High war nichts gegen das, was mein Körper da gerade ausschüttete…
Aber horchen Sie, er spricht weiter:
„Inga, ich bin dafür da, Dich an Deine Grenzen zu bringen! Du bist schon sehr stark und du hast auch Körperspannung aber ich werde einen Teufel tun und dir bei Deinem gewohnten Training zuschauen und dich dafür loben. Mit mir machst Du wenn Sachen, die Du noch nicht kannst! Das ist das Prinzip. Nur so wird man besser. Also, was meinst Du?“
(Ich erwähnte schon, wie sehr ich klare Ansagen mag, oder? Ich war im Befehle-HIMMEL!!!) Ich tat das einzig logische und schenkte mir selber sechs Einheiten zu Weihnachten: Merry WEIGHTever!
Einmal die Woche trainierte ich nun mit meinem Personal Trainer und war – neben dem sportlichen Aspekt – total überrascht, dass ich doch nicht der Misanthrop war, für den ich mich so oft hielt. Ich fand sogar die Tage MIT ihm besser als die Trainingseinheiten OHNE ihn und vor allem hatte ich das Gefühl, zum ersten Mal RICHTIG zu trainieren. Und es kommt noch besser: An den Tagen ohne ihn hörte ich ihn oft sagen „Noch 5, Inga!“ und was soll ich sagen: Fünf gingen noch und ich machte sie auch! Per SMS bekam ich immer mal wieder kleine Ernährungstipps und konnte fortan fast schon dabei zusehen, wie sich mein Körper veränderte! Er wurde fester, die Arme bekamen einen Ansatz von Kontur und das spornte mich zusätzlich an…
Die sechs Wochen waren um und es fühlte sich ein bisschen so an, wie wenn sich als Kind die Sommerferien dem Ende neigen!
„Ich bin ja nicht aus der Welt! Du kannst immer nachfragen, Inga!“
Und seit dem Tag habe ich all das Gelernte in mein Training integriert. Ich fühle mich stärker und das ist das größte Geschenk, dass ich mir zu Weihnachten machen konnte.
Meine Damen, wenn sich eine Investition lohnt, dann ist es DIESE! Ein guter Personal Trainer ist jeden Cent doppelt und dreifach wert. Man erkennt ihn daran, dass er einem nicht das Gefühl gibt, im neuen Trainingsshirt, mit perfektem Nude-Make-up und wasserfestem Mascara auflaufen zu müssen. Er nimmt einen so, wie man ist und das ganz ohne Berührungsängste. Ich geriet an genau so jemanden und danke ihm an dieser Stelle von Herzen…
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